Im Rahmen der Gebäudesanierung der Hochschulbibliothek Emden Leer galt es ein neues Funktions- und Gestaltungskonzept zu erarbeiten, das an die Bestandsarchitektur anknüpft und auf die Prinzipien einer Bibliothek des 21. Jahrhunderts aufbaut. Das Bauwerk ist Teil des Hochschulensembles aus den 80er Jahren und besticht durch seine eigenständige Form mit einem zentralen Luftraum über drei Etagen, einer mäandernden Freitreppe und Galerien, die immer neue Blickwinkel in den Raum eröffnen. Ein strenges Stützen- und Konstruktionsraster, sowie die vorherrschenden Materialien Stahlbeton und Sichtmauerwerk, tragen ebenso zur grundlegenden Identität des Bibliothekbaus bei.

Durch den geringen Tageslichteinfall, das offene Treppenhaus und den Luftraum wurden vor allem die Themen Akustik und Licht, bereits zu Beginn der Sanierung, zu wichtigen Kernthemen.

Eine markante Maßnahme war die Verkleidung der offenen Treppengeländer mit akustischen Gipskartonplatten. Im Zusammenspiel mit dem Teppichboden wurde die Akustik hierdurch um ein Vielfaches verbessert und eine Atmosphäre geschaffen, in der es sich mühelos Lesen und Lernen lässt. Auch optisch hat die neue Treppenbrüstung viel bewirkt, ein aufgeräumtes Bild das die Bestandsarchitektur unterstreicht und die Linienführung im Raum bekräftigt. Das Zartrosa der neuen Treppenbrüstungen korrespondiert perfekt mit dem Ziegelrot der Raumhülle und strahlt eine positive Frische in den Großraum. Anthrazitfarbene Flächen stehen im starken Kontrast zu dem hellen Rosa und bekräftigen die umgebenden Farbtöne, die an das vorherrschende Sichtmauerwerk anlehnen und hier und da Akzente im Raum setzen. Helle Farbverläufe im Teppichboden zonieren die unterschiedlichen Funktionsflächen. Möbel und Einbauten sind entweder in Anthrazit gehalten (Medienmöbel) oder in Weiß (Servicemöbel und Tische) – Ein subtiler Hinweis zur Orientierung im Gebäude. Eine helle und zentrale Anlaufstelle findet sich auf der untersten Ebene in Mitten des Luftraums – die Infotheke, prominent platziert aber Dank horizontaler Abschirmung trotzdem geschützt und diskret. 

Inhaltlich galt es, das Bibliothekskonzept zu erweitern und durch ein vielseitiges Arbeitsplatzangebot den Anforderungen an einen modernen Lernort gerecht zu werden. Durch die Reduzierung von Regalflächen wurde Platz geschaffen für Gruppen- und Einzelarbeitsplätze, einen Studioraum, mehrere Arbeitskojen und zwei Loungebereiche. Neben festen Monitoren an Einzelarbeitsplätzen gibt es Bildschirme in den Arbeitskojen für das Lernen und Arbeiten im Team und auch das Arbeiten am Laptop ist durch die Elektrifizierung der festen Möbeleinbauten vielerorts möglich geworden. 

Für die Doktorant|innen wurde eigens ein „Caddy“ entwickelt, ein mobiler Arbeitsplatz der an das Design des vorhandenen Bücherwagens anlehnt und über einen abschließbaren Stauraum für Bücher und Laptops verfügt. Die Tischplatte ist zudem ausklappbar, sodass es sich bequem mit dem Laptop daran arbeiten lässt.

Zur Orientierung im Raum ist in enger Zusammenarbeit mit einer Kommunikationsdesignerin ein eigenständiges und durchgängiges Leit- und Orientierungssystem entstanden. Orientierungshilfe aus der Ferne wird vermittelt durch schlanke Informationsträger, die das Stützenraster der Architektur aufgreifen. Richtungs- und Verhaltenshinweise basieren auf einem eigenen modularen Piktogramm-Baukasten und geben der Bibliothek ihren ganz eigenen Charme.

Nutzung
Universitätsbibliothek

Zeitraum
03/2016
10/2018

Bauherr
Staatliches Baumanagement Ems-Weser, Hochschule Emden Leer

Größe
1.600qm

Umfang
Leistungsphase 1-8

In Kooperation mit
3ING Architekten (Hochbau)
Anette Hentrich (Orientierungs- und Leitsystem)

Fotografie
Jens Kirchner